DIE GRÜNDUNG DES JESUITENKOLLEGS
Erzherzog Leopold Wilhelm, Sohn Kaiser Ferdinand des II., wurde 1614 in Wiener Neustadt geboren und hier erzogen. Nach einer beispiellosen Karriere als Hochmeister des Deutschen Ordens und als späterer Bischof von Halberstadt, Straßburg, Passau und Olmütz sowie als Statthalter der Spanischen Niederlande, wollte er sich seiner Vaterstadt ganz im Sinne der Gegenreformation durch Gründung eines Jesuitenkollegs mit angeschlossenem Gymnasium dankbar erweisen. Nach dem Tode des Erzherzogs 1662 übernahm Kaiser Leopold I. höchstpersönlich die Testamentsausführung: Die riesige Summe von 50.000 Gulden war für die Gründung und zum Unterhalt eines Jesuitenkollegs vorgesehen.1665 stimmte der Stadtrat von Wiener Neustadt diesem Begehren zu, am 16. Jänner 1666 erfolgte das kaiserliche „Placet“. Durch das großzügige Vermächtnis Erzherzog Leopold Wilhelms konnte man es sich leisten, in der vornehmsten und teuersten Wohngegend der Stadt - zwischen Kesslergasse 18 und Neunkirchner Straße 17-19 - fünf Häuser käuflich zu erwerben und alsbald mit dem Bau des Klosters und der Kirche zu beginnen. Für die Errichtung dieser Gebäude stellte der Kaiser unentgeltlich Holz aus den Wäldern der Burg zur Verfügung, überdies brauchte das neue Kolleg keinerlei Zoll - und Mautabgaben entrichten.
DAS JESUITENGYMNASIUM
Unter dem aus Bayern stammenden neuen Bischof von Wiener Neustadt Laurentius Aidinger – er war Domherr und Propst zu St. Stephan und Rektor der Universität Wien – wurde im November 1666 der Unterricht im neuen Jesuitengymnasium in der Neunkirchner Straße 19 aufgenommen. Zu Beginn gab es vier sogenannte „Grammatikalklassen“, kurze Zeit später eine fünfte Klasse „Poesie“, bald darauf die sechste Klasse „Rhetorik“. Dieses sechsklassige Gymnasium bestand bis 1852 und war eine geeignete Institution für ein späteres Hochschulstudium. Viele Schüler aus Niederösterreich speziell aus Wiener Neustadt, aber auch aus der Steiermark, Ungarn und vor allem der Slowakei, wurden hier erzogen und bekleideten später hohe Ämter in ihren Heimatorten und im Staat.
AUS DEM SCHULLEBEN
Das Gymnasium bot Platz für 160 Schüler. Religion, Latein, Griechisch, Deutsch, Mathematik, Geschichte, Geographie, Physik, Chorgesang und Gymnastische Übungen waren verpflichtend. Die Noten: Sehr gut mit Prämie - Sehr gut – Gut - Teilgenommen. Erreichte man in der Hälfte der Fächer kein Gut, wurde der Schüler in eine niedrigere Klasse zurückversetzt oder ganz aus der Schule entlassen. Dieses „Prämien-Wesen“ (Sehr gut mit Prämie) bildete einen kräftigen Ansporn für das Lernen in und nach der Schule. Es war eine Art Stipendium, gesponsert von Adeligen, dem Neustädter Bischof, vom Abt des Neuklosters und wohlhabenden Bürgern der Stadt. Gymnasiasten brauchten kein Schulgeld zu entrichten, auswärtige Schüler mussten jedoch das Geld für Essen und Quartier selbst aufbringen. Die Hausordnung war überaus streng, auch außerhalb der Schule wurde auf gutes Benehmen besonders geachtet. Neumodische Kleidung, Umherschwärmen in der Nacht oder gar Trunkenheit wurde schwer geahndet: Ermahnung durch den Klassenlehrer, durch den Rektor, Rutenstreiche durch sogenannte Korrektoren - das waren ältere Schüler -, Karzer mit 1 bis 3 Tage Haft bei Wasser und Brot bis hin zum Ausschluss aus der Schule!
ERWÄHNENSWERTES
Außerhalb der Schulzeit widmete man sich eifrig dem Theaterspielen. Klassische Stücke zB von Shakespeare wurden geprobt und es kam zu insgesamt 55 Theateraufführungen auf verschiedenen Schauplätzen der Stadt. Das Türkenjahr 1683 störte den Schulbetrieb kaum, eine schwere Zäsur bildete jedoch die Pestepidemie, die im Jahre 1717 unsere Stadt heimsuchte und fünf Schülern das Leben kostete. Auch das schwere Erdbeben vom 27. Februar 1768, das viele Gebäude der Stadt zerstörte, verursachte schwere Schäden am Gymnasium und der Kirche. Für viele Wochen war damals an Unterricht nicht zu denken.
DIE AUFHEBUNG DES ORDENS
Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wollten Maria Theresia und Joseph II. die barocke Vorherrschaft der katholischen Kirche brechen und in eine Art staatliche Obhut bringen. Auch in Wiener Neustadt kam es zur Schließung von Kolleg und Gymnasium. Die Mönche siedelten ab oder verdienten sich zum Teil als Privatlehrer ihren Unterhalt. Die Gelder und Stiftungen der Jesuiten kamen in staatliche Verwaltung, Gebäude und Kirche wurden den Paulinern übertragen. Nach Aufhebung des Pauliner-Ordens 1783 wurde die Kirche durch ein kaiserliches Dekret entweiht und profanen Zwecken zugeführt. Mehr als 30 Jahre musste die Stadt nun ohne höhere Schule auskommen. Erst unter Kaiser Franz II. konnte das aufgelassene Gymnasium reaktiviert werden und fand ab 1804 im Zisterzienserstift Neukloster eine neue Wirkungsstätte.
Erzherzog Leopold Wilhelm, Sohn Kaiser Ferdinand des II., wurde 1614 in Wiener Neustadt geboren und hier erzogen. Nach einer beispiellosen Karriere als Hochmeister des Deutschen Ordens und als späterer Bischof von Halberstadt, Straßburg, Passau und Olmütz sowie als Statthalter der Spanischen Niederlande, wollte er sich seiner Vaterstadt ganz im Sinne der Gegenreformation durch Gründung eines Jesuitenkollegs mit angeschlossenem Gymnasium dankbar erweisen. Nach dem Tode des Erzherzogs 1662 übernahm Kaiser Leopold I. höchstpersönlich die Testamentsausführung: Die riesige Summe von 50.000 Gulden war für die Gründung und zum Unterhalt eines Jesuitenkollegs vorgesehen.1665 stimmte der Stadtrat von Wiener Neustadt diesem Begehren zu, am 16. Jänner 1666 erfolgte das kaiserliche „Placet“. Durch das großzügige Vermächtnis Erzherzog Leopold Wilhelms konnte man es sich leisten, in der vornehmsten und teuersten Wohngegend der Stadt - zwischen Kesslergasse 18 und Neunkirchner Straße 17-19 - fünf Häuser käuflich zu erwerben und alsbald mit dem Bau des Klosters und der Kirche zu beginnen. Für die Errichtung dieser Gebäude stellte der Kaiser unentgeltlich Holz aus den Wäldern der Burg zur Verfügung, überdies brauchte das neue Kolleg keinerlei Zoll - und Mautabgaben entrichten.
DAS JESUITENGYMNASIUM
Unter dem aus Bayern stammenden neuen Bischof von Wiener Neustadt Laurentius Aidinger – er war Domherr und Propst zu St. Stephan und Rektor der Universität Wien – wurde im November 1666 der Unterricht im neuen Jesuitengymnasium in der Neunkirchner Straße 19 aufgenommen. Zu Beginn gab es vier sogenannte „Grammatikalklassen“, kurze Zeit später eine fünfte Klasse „Poesie“, bald darauf die sechste Klasse „Rhetorik“. Dieses sechsklassige Gymnasium bestand bis 1852 und war eine geeignete Institution für ein späteres Hochschulstudium. Viele Schüler aus Niederösterreich speziell aus Wiener Neustadt, aber auch aus der Steiermark, Ungarn und vor allem der Slowakei, wurden hier erzogen und bekleideten später hohe Ämter in ihren Heimatorten und im Staat.
AUS DEM SCHULLEBEN
Das Gymnasium bot Platz für 160 Schüler. Religion, Latein, Griechisch, Deutsch, Mathematik, Geschichte, Geographie, Physik, Chorgesang und Gymnastische Übungen waren verpflichtend. Die Noten: Sehr gut mit Prämie - Sehr gut – Gut - Teilgenommen. Erreichte man in der Hälfte der Fächer kein Gut, wurde der Schüler in eine niedrigere Klasse zurückversetzt oder ganz aus der Schule entlassen. Dieses „Prämien-Wesen“ (Sehr gut mit Prämie) bildete einen kräftigen Ansporn für das Lernen in und nach der Schule. Es war eine Art Stipendium, gesponsert von Adeligen, dem Neustädter Bischof, vom Abt des Neuklosters und wohlhabenden Bürgern der Stadt. Gymnasiasten brauchten kein Schulgeld zu entrichten, auswärtige Schüler mussten jedoch das Geld für Essen und Quartier selbst aufbringen. Die Hausordnung war überaus streng, auch außerhalb der Schule wurde auf gutes Benehmen besonders geachtet. Neumodische Kleidung, Umherschwärmen in der Nacht oder gar Trunkenheit wurde schwer geahndet: Ermahnung durch den Klassenlehrer, durch den Rektor, Rutenstreiche durch sogenannte Korrektoren - das waren ältere Schüler -, Karzer mit 1 bis 3 Tage Haft bei Wasser und Brot bis hin zum Ausschluss aus der Schule!
ERWÄHNENSWERTES
Außerhalb der Schulzeit widmete man sich eifrig dem Theaterspielen. Klassische Stücke zB von Shakespeare wurden geprobt und es kam zu insgesamt 55 Theateraufführungen auf verschiedenen Schauplätzen der Stadt. Das Türkenjahr 1683 störte den Schulbetrieb kaum, eine schwere Zäsur bildete jedoch die Pestepidemie, die im Jahre 1717 unsere Stadt heimsuchte und fünf Schülern das Leben kostete. Auch das schwere Erdbeben vom 27. Februar 1768, das viele Gebäude der Stadt zerstörte, verursachte schwere Schäden am Gymnasium und der Kirche. Für viele Wochen war damals an Unterricht nicht zu denken.
DIE AUFHEBUNG DES ORDENS
Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wollten Maria Theresia und Joseph II. die barocke Vorherrschaft der katholischen Kirche brechen und in eine Art staatliche Obhut bringen. Auch in Wiener Neustadt kam es zur Schließung von Kolleg und Gymnasium. Die Mönche siedelten ab oder verdienten sich zum Teil als Privatlehrer ihren Unterhalt. Die Gelder und Stiftungen der Jesuiten kamen in staatliche Verwaltung, Gebäude und Kirche wurden den Paulinern übertragen. Nach Aufhebung des Pauliner-Ordens 1783 wurde die Kirche durch ein kaiserliches Dekret entweiht und profanen Zwecken zugeführt. Mehr als 30 Jahre musste die Stadt nun ohne höhere Schule auskommen. Erst unter Kaiser Franz II. konnte das aufgelassene Gymnasium reaktiviert werden und fand ab 1804 im Zisterzienserstift Neukloster eine neue Wirkungsstätte.
Erzherzog Leopold Wilhelm